Albufeira - Zwischen Schönheit und Entsetzen


Erste Eindrücke


Der erste Eindruck war sehr angenehm. Vom Flughafen Faro ging es in einer Dreiviertelstunde nach Albufeira. Der Taxifahrer hatte ein wenig Mühe, fand aber im zweiten Anlauf die richtige Einbahnstraße, die ihn dann auch vor die Haustür unseres Hotels führte. Es war das HOTEL CASA COSTA AZUL. 5 Apparments direkt am Atlantik, oben auf dem Felsen. Ein atemberaubender Blick, wenn man das Appartment betritt und zum Balkon schaut.

Der Blick vom Balkon auf das Meer

Da hat der Fernsehapparat schlechte Karten, auch mitgebrachte Spiele blieben unbeachtet liegen: Sitzen, Schauen, vielleicht ein vino verde, ein wenig Schwätzen: Schau mal hier oder schau mal dort, es war einfach nur schön.

Und dies gilt nicht nur für den Tag, wenn sich auf dem Meer das Leben abspielt. Die Nacht mit ihren Geheimnissen und Andeutungen, mit ihren ganz anderen Realitäten ist noch ungleich spannender.

Nacht über dem Meer

Warum ändert sich das Spiegelbild des Mondes so deutlich? Warum sind die Fischerboote heute hier und morgen dort? Viele Fragen, alle wohltuend trivial, verbirgt die Nacht und das Meer. Von den vielen Dramen in der Tiefe ganz zu schweigen, wo unter der stillen Oberfläche des Meeres der permanente Kampf ums Überleben stattfindet. Wo die trügerischen Lampen der Fischer zu den Netzen rufen. Ein wenig enttäuscht hat uns die Nacht an der Algarve auch: Am 13.August haben wir auch nicht eine einzige klitze kleine Sternschnuppe gesehen...

Der grimmige Sao Vicente

Unter dem grimmigen und wachen Blick des Sao Vicente steht Albufeira. Ein wenig von der Küste entfernt an einer kleinen Straße, an der ihm das lustige Treiben nicht gar zu sehr den grimmigen Weltblick trübt. Ist denn das Kreuz eine Waffe, mit der man drohen kann? Hätte er der konsumierenden und manchmal sicher auch gelangweilt auf den abendlichen Kick wartenden Masse nicht wichtigeres zu sagen als dass er den vielen Drohungen, unter denen unser Leben steht, eine weitere hinzu fügt? Einer hat gesagt :«Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.» Ob der sich auch gefürchtet hätte, wenn dieser Sao Vicente ihm so entgegen gekommen wäre? Andererseits, ob der arme Sao Vicente weiß, wie er hier dargestellt wird. Ob er damit glücklich ist? Schließlich ist er schon einige Zeit tot, der arme Kerl. Ich habe fast jeden Tag einen kleinen Umweg gemacht, wenn ich von meinem morgendlichen Schwimmen zurück kam und den grimmigen Mann freundlich angeschaut, aber es hat nichts genützt. So ist es eben, wenn man lange genug grimmig geschaut hat, dann fällt es schwer, sich zu ändern, es bleibt eben so.

Die Rua Latino Coelho

Es ist ein kleines schmales Altstadtsträßchen, die Rua Latino Coelho, an der das Casa Costa Azul liegt. Ei sehr beschauliches Sträßchen, in das sich die Touristenbusse nicht hinein trauen. Man geht, man fährt, wenn man an er Straße sitzt, zieht man die Beine ein, wenn ein Auto vorbei fährt. Wenn einer seine Koffer auslädt, muss der nächste halt warten. Alles läuft südeuropäisch beschaulich. Und es sind durchaus auch Einheimische in diesem Sträßchen. Wie auch unser Hotel überwiegend von Portugiesen besucht wurde.

Links gab es ein Café, in dem man auch Pizza, Salat oder Crêpes bestellen kann. Die Crêpes schmecken dort übrigens vortrefflich. Das Personal ist nett. Wer seine Crêpes mit nach Hause nehmen möchte, bekommt auch schon mal das Geschirr dazu ausgeliehen, südländisch unkompliziert freut man sich halt, wenn′s zurück kommt, kein Pfand oder sonstige germanische Vorsichtsmaßnahmen.

Das Cafe in der Rua Latino Coelho

Vor dem Café findet sich eine Snack Bar, so steht es draußen dran. Viele Urlauber haben dort gegessen. Wir können dazu nicht viel sagen, es hat in unserer kurzen Urlaubszeit nicht zu einem Snack dort gereicht.

Die Snack Bar

Geht man vom Casa Costa Azul nach rechts, so findet man etwas zu trinken in einer kleinen Bar, die man auf dem ersten Bild der Rua Latino Coelho auch schön sehen kann. Gegenüber findet man das Restaurant «O Penedo».

Das O Penedo

Dort geht man nicht einfach hinein. Nein, man geht erst in das kleine Gässchen rechts neben dem Restaurant. Dort muss man sehr vorsichtig eine schräge Ebene bewältigen, die man sehr geschickt betoniert hat, so dass man sich gelegentlich auch wie weiland als Kind im Winter ins Rutschen bringen kann. Hat man diese kleine Tücke bewältigt, ist man an der Klippe und kann von hinten ins Restaurant schauen. «Ist ein Platz auf der Terasse frei?»

Das O Penedo von hinten

Hat man auf der Terasse mit dem tollen Meerblick oder auch drinnen einen schönen Platz gefunden, schmeckt es vortrefflich.

Morgen in Albufeira

Man muss früh aufstehen, um den Sonnenaufgang über Albufeira zu sehen. Die Sonne geht über der Stadt auf. Auch wenn man klammheimlich bedauert, dass es nicht ein Sonnenaufgang aus dem Meer ist: Jeder Sonnenaufgang hat etwas verheißungsvolles und friedvolles. Alle Hoffnung legt sich in diese spektakuläre Schauspiel: Auf die Nacht folgt ein Tag... Das naturwissenschaftliche Argument, dass dieser Moment nur ein zufälliges subjektives Erleben eines bestimmten Drehwinkels der Erde ist, wirkt in diesem Augenblick gerade zu albern.

Tag in Albufeira

Leider bleibt es am Strand nicht so beschaulich, wie der Morgen glauben machen will.

Das Kliff

Geht man am Strand einen schmalen Weg und ist man auch bereit, gelegentlich zu klettern und zu springen, so steht man nach 100 Metern am Fuß der Casa Azul. Man blickt hinauf und sieht zunächst nur einmal die wunderschöne Abrißkante, die der letzte Winter hinterlassen hat. Da beschleicht den Germanen, der es gewohnt ist, wenn schon am Meer, dann doch hinter festen Deichen zu leben, schon ein Gefühl des «Wie Lange noch?» Aber dies sind germannische Dümmlichkeiten, die einer alten Seefahrernation auch nicht im entferntesten in den Sinn kommen.

Die Häuser auf dem Kliff

Ganz friedlich stehen die Häuser auf dem Kliff. So ist es nun einmal. Und die Aussicht ist ja wirklich berauschend.

Formationen

Es gibt faszinierende Perspektiven in dieser Grenzlinie zwischen Ozean und Kontinent. Und ganz gelassen scheint der Ozean zu murmeln: «Ich habe Zeit...»

Einbrüche

Überall kleine Einbrüche des Meeres in den Kontinent.

Gesamteindruck

Und darüber thronen die Häuschen.

Gesamteindruck

Ein faszinierender Blick.

Gesamteindruck

Und mit großer Wohlgemutheit wagt sich die Pflanzenwelt in dieses Gebiet vor, bis ein neuer Sturm wieder kahle Flächen schafft.

So war unsere Seite von Albufeira doch ganz beschaulich und schön. In der Tat, so war es. Wenn da nicht in der nacht die Disko-Heimkehrer wären, die nicht mitbekommen haben, dass man in solch einem Gässchen nicht mehr schreien muss, weil keine Disko-Musik ihre Stimme übertönt. Um 4.00 Uhr gibt es da einen Häufungspunkt. Zwecklos, nachdem man aufgewacht ist, einem Passantengrüppchen zu zu rufen, sie mögen doch ruhiger sein. Die nächste Gruppe macht es genau so. Auch das ist Albufeira.

Und dann ist da die Ostseite von Albufeira. Ich möchte niemand Unrecht tun, die Architekten haben sich viel Mühe gegeben, aber ein Koloss ist eben ein Koloss... Aber der Westen von Albufeira ist davon verschont. Wer in der Algarve ein Quartier sucht sollte schon sorgfältig suchen, denn manche Orte erinnern doch sehr an eine chinesische Großstadt: Hochhaus neben Hochhaus und weniger an ein Urlaubsquartier. Aber die Geschmäcker sind halt verschieden.

Eine wichtige Botschaft fehlt noch: Schon immer hat mich interessiert, wo der Osterhase die Zeit zwischen Ostern und Ostern verbringt. Nun weiß ich es: An der Algarve in Albufeira und natürlich, weil es einfach schöner ist, an der Westseite von Albufeira.

Der Osterhase von Albufeira. Weit.

Wer genau hinschaut, hat ihn schon in seinem Versteck entdeckt. Für die unter uns, die es noch ein bisschen deutlicher hätten, eine Nahaufnahme des Osterhasen. Aber wenn man so nah herangeht, dann fühlt er sich schon gestört. Und wer will sich denn mit dem Osterhasen anlegen. Es heißt, er hat ein sehr gutes Gedächtnis.

Der Osterhase von Albufeira. Nah.



Hauptseite
Anregungen, Fragen, Hinweise an:    robert@zobel-bs.de
                                                        heidi@zobel-bs.de